26.08.86 - Hubschrauberabsturz Mi-2
Absturz aus der Standschwebe
Beteiligte: Oberleutnant Gückstock (Fluglehrer), OS U.Grenz (seit ca.2 Monaten in der fliegerischen Ausbildung auf Typ I, der Mi-2)
Hergang: An diesem Tage war für die Besatzung der Flug zum begrenztem Platz mit maximaler Startmasse vorgesehen. Die Mi-2 war, da man die Ausbildung ernst nahm, mit Eisenbarren in der Kabine beladen und hatte so ihre maximal erlaubte Startmasse erreicht.
Vor dem eigentlichen Flug wurde laut DV die Kontrollstandschwebe durchgeführt, um die Leistungsfähigkeit der Maschine bzw. Triebwerke für einen Start vom begrenzten Platz sicherzustellen. Während dieser Standschwebe passierte der Unfall. Ursache waren zwei fehlerhafte Freiläufe zwischen Triebwerken und Hauptgetriebe. Die Triebwerke wurden übertourt, der Drehzahlregler schaltete sie sodann automatisch ab.
Verantwortlicher Hubschrauberführer war Oltn.Gückstock. Er führte die Standschwebe vom betonierten Abstellplatz ("Ohr") aus durch, der Offiziersschüler "fühlte mit", wie dies üblich war.
Bericht von Ulrich Grenz
Der Hubschrauber hob wie geplant zur Kontrollstandschwebe ab.
In 10m Höhe hörte ich nur noch eine Art Knall, ein hartes Geräusch. Später erklärte man mir, dass es das Abstellen der Triebwerke war. Dann knallte und splitterte es noch einmal. Im gleichen Moment schrie der Fluglehrer neben mir los, an mein Ohr drang nur etwas wie "mein Knie... !".
Die Sekunden zwischen Triebwerksausfall und Aufschlag sind in meiner Erinnerung irgendwie ausgelöscht, sie fehlen mir völlig. Ich habe erst etwas wahrgenommen, als wir auf der Betonfläche aufschlugen. Alles roch extrem nach Kraftstoff, die Leitungen waren gebrochen (in der Mi-2 befindet sich der Hauptbehälter in der Kabine unter den Sitzbänken). Ich hatte panische Angst, dass die Maschine anfängt zu brennen! Sofort versuchte ich, aus dem Hubschrauber 'raus zu kommen. Ich kam jedoch nicht von den Pedalen weg, mein Fuß steckte fest! Den Schnürsenkel bekam ich auch nicht auf! Irgendwann kam ich auf die Idee, den Fuß nach vorne zu schieben statt ihn nach hinten zu ziehen. Tatsächlich steckte etwas in der Schuhsohle, was die instinktive Bewegung nach hinten blockierte.Draußen bin ich erst ein mal weg von der Maschine. Ich sah mir apathisch die Reste des Hubschraubers an. Aufgeregte Genossen überall. Plötzlich schrie einer von ihnen neben mir, wo denn der Schüler und ob überhaupt einer dabei gewesen sei!? Erst da bekam ich mit, dass mich die Männer suchten! Ich meldete mich bei ihnen. Sofort wurde ich in den LO-Sankra gesteckt, der Fahrer raste in irrsinnigem Tempo zum Med.Punkt.
Oltn.Gückstock schrie bei dem Transport vor Schmerzen, schließlich hatte er sich mehrere Wirbel gebrochen. Natürlich bekam das in der ersten Aufregung am Unfallort niemand mit - der Transport schien das wichtigste zu sein. Im Grunde fand am Hubschrauber gar keine Erstversorgung statt, es erschien alles ein wenig kriegsmäßig.Oltn.Gückstock wurde sofort in das Lazarett nach Bad Saarow verlegt. Ich selbst hatte außer einem ordentlichen Schock nur ein gebrochenes Handgelenk.
OS Grenz konnte nach kurzer Zeit seine fliegerische Ausbildung fortsetzen... und fliegt bis heute.
Oltn. Gückstock hatte mehrere Monate mit den Problemen seiner Wirbelsäule zu kämpfen, bevor er überhaupt wieder (mit bleibenden Schäden) diensttauglich war. Er durfte nicht wieder in den Hubschrauber steigen und verrichtete seinen Dienst in anderer Position im HAG-35.