Dienstvorschriften

A 111/1/304 - Mi-2 Betrieb und Steuertechnik

3. Vorbereitung zum Flug

3.1. Allgemeine Festlegungen

Vor der Übernahmekontrolle hat der Hubschrauberführer die Meldung des Hubschraubertechnikers (Bordtechnikers) über die Bereitschaft des Hubschraubers zum Flug, über die aufgetankte Kraftstoffmenge, über die Übereinstimmung der Beladung und Lastigkeit des Hubschraubers mit der bevorstehenden Flugaufgabe, über die Beseitigung aller am vorangegangenen Flugtag festgestellten Fehler in der Funktion der Aggregate und Systeme des Hubschraubers sowie über die Arbeiten, die nach dem letzten Flugtag am Hubschrauber durchgeführt wurden, entgegenzunehmen.

Vor der Übernahmekontrolle muß er sich überzeugen, daß am Abstellplatz in der Nähe des Hubschraubers die Feuerlöschmittel bereitstehen und daß alle Gegenstände entfernt wurden, die in die Tragschraube oder in die Triebwerke geraten können. Beim Anlassen außerhalb des Flugplatzes hat er das Vorhandensein der transportablen Bordfeuerlöschmittel zu kontrollieren.

Beim Einsatz des Hubschraubers auf sandigen und staubigen Flugplätzen muß er sich überzeugen, daß der Abstellplatz mit Wasser besprengt wurde.

3.2. Übernahmekontrolle

3.2.1. Äußere Durchsicht

Bild 3/1: ÜbernahmekontrolleDie äußere Durchsicht des Hubschraubers ist entsprechend dem Prinzipschema (Bild 3/1), beginnend vom Bugteil mit Übergang zur linken und danach zur rechten Seite des Hubschraubers, durchzufahren.

Bei der Durchsicht des Bugteils sind zu kontrollieren:

  • das Entfernen der Verschlußkappen von den Triebwerkeinläufen (im Winter muß der Hubschrauberführer oder auf seine Anweisung der Hubschraubertechniker (Bordtechniker) kontrollieren, daß sich in den Triebwerkeinläufen kein Wasser, Schnee oder Eis befindet, und sich durch Durchdrehen von Hand überzeugen, daß die Verdichtersehaufeln nicht festgefroren sind),
  • der Zustand der Verkleidung und der Verglasung des Bugteile (auf Beschädigungen, Schnee, Schmutz und Eis),
  • der Zustand des Scheibenwischers,
  • der Verschluß der Akkuluke,
  • der Zustand des Roll- und Landescheinwerfers,
  • der Zustand des Bugfahrwerks und der Reifen (der Kolben des Stoßdämpfers muß bei normaler Startmasse 31 cm herausragen, die Reifen müssen 20 ... 30 mm eingedrückt sein),
  • das Entfernen der Schutzkappe vom Staurohr.

Bei der Durchsicht der linken Seite des Hubschraubers sind zu kontrollieren:

  • die Befestigung, der Verschluß und die Sauberkeit der Verglasung der linken Kabinentür,
  • der Verschluß der Verkleidung des Triebwerke und des Hauptuntersetzungsgetriebes,
  • der Zustand der Verkleidung und der Verglasung der linken Seite des Rumpfes,
  • die Befestigung und Betankung des linken Zusatzbehälters (falls er angebracht ist) sowie die Sicherung des Verschlusses des Kraftstoffeinfüllstutzens,
  • das Entfernen der Deckel von den Abgasrohren des linken Triebwerks,
  • der Zustand der linken Positionslampe,
  • die Tragschraube - auf den Zustand der Blätter (keine Anzeichen von überhitzungen beheizter Flächen, Beulen oder Beschädigungen, kein Eis oder festgefrorener Schnee) sowie der Bügelkanten, die Stellung der Drucksignaliatoren, den Zustand der Befestigung der Trangschraubennabe und der elektrischen Leitungen für die Heizelemente der Tragschraubenblätter,
  • das linke Hauptfahrwerk - auf den Zustand des Federbeins (Sauberkeit und Dichtheit), die richtige Füllung des Stoßdämpfers (bei normaler Startmasse des Hubschraubers muß die Kolbenstange 50 mm herausragen) sowie den Zustand und den Druck der Reifen (die Reifen müssen bei normaler Startmasse 35 ... 45 mm eingedrückt sein).
  • der Verschluß der Laderaumtür (durch öffnen der Tür überzeugen, daß sich keine Fremdkörper im Laderaum befinden, keine Beschädigungen oder Deformierungen des Bodens und des Kraftstoffbehälters vorhanden sind, kein Kraft- oder Schmierstoff austritt und daß die Innenverkleidung des Laderaums nicht beschädigt ist),
  • der Zustand der Rahmenantenne des Funkkompasses ARK-9, der Antenne der Funkstation R-860, der Verkleidung der linken Seite des Heckteils sowie der Antennen des Funkhöhenmessers RW-3,
  • der Stabilisator - auf den Zustand der Behäutung und daß kein Schnee oder Eis vorhanden ist,
  • der Zustand des Hecksporns,
  • die Dichtheit des Zwischen- und Heckgetriebes,
  • der Zustand der Behäutung des Heckteils,
  • der Zustand der Heckleuchte ChS-39 und der Blinkleuchte "Majak" OSS-61.

Bei der Durchsicht der rechten Seite des Hubschraubers sind zu kontrollieren:

  • Heckschraube - auf den Zustand der Blätter (keine Anzeichen von Überhitzungen beheizter Flächen oder Beschädigungen, kein Eis oder festgefrorener Schnee), der Nabe (kein Austritt von Schmierstoff, kein Eis und Schnee) sowie der elektrischen Leitungen der Heizelemente der Heckschrauberblätter,
  • der Schmierstoffstand im Zwischengetriebe,
  • der Zustand der Behäutung des Heckteils und des Rumpfes,
  • das Entfernen der Deckel von den Abgasrohren des rechten Triebwerks,
  • der Zustand der Behäutung und Verglasung an der rechten Seite des Rumpfes,
  • das rechte Hauptfahrwerk im gleichen Umfang wie das linke,
  • der Zustand der rechten Positionslampe,
  • der Verschluß der Verkleidung des Triebwerks und Hauptgetriebes sowie der Luken und Verschlüsse der rechten Rumpfseite,
  • die Befestigung und Betankung des rechten Zusatzbehälters (falls er angebracht ist) sowie die Sicherung des Verschlusses des Kraftstoffeinfüllstutzens,
  • die Befestigung, der Verschluß und die Sauberkeit der Verglasung der rechten Kabinentür.

Zur Kontrolle höher gelegener Aggregate und Systeme des Hubschraubers ist die zur Ausstattung des Hubschraubers gehörende Leiter zu benutzen.

Anmerkung:

  • Wird das Anlassen und der Probelauf mit verankertem Hubschrauber durchgeführt, ist die Verzurrung der Seil am Hubschrauber und am Boden zu überprüfen.
  • Vor dem ersten Anlassen der Triebwerke ist die Funktion der beiden Freilaufkupplungen von Hand zu überprüfen. Dazu ist die Abtriebswelle des Triebwerks in Richtung "Einkuppeln" zu drehen. Die Freilaufkupplung muß sofort ansprechen und den Kraftschluß zur Tragschraube herstellen. Danach ist die Abtriebswelle in Richtung "Freilauf" zu drehen. Dabei ist zu kontrollieren,,daß sich die Abtriebswelle leicht und ohne Fremdgeräusche bewegen läßt.
  • Die Gesamtbetriebszeit jeder Freilaufkupplung in die Betriebsart FREILAUF darf 50 Betriebsstunden nicht überschreiten. Zur Betriebsart FREILAUF gehört die Arbeit des Hauptgetriebes WR-25
    • mit einem gedrosselten bzw. abgestellten Triebwerk,
    • mit Autorotation der Tragschraube,
    • im schnellen Sinkflug (Drehzahl der Verdichterturbine beider Triebwerke <= 72 %).
  • Die Anzahl der Landungen mit einem gedrosselten bzw. abgestellten Triebwerk plus der Anzahl der schnellen Sinkflüge darf je Hauptgetriebe WR-2 nicht 100 überschreiten.

3.2.2. Durchsicht der Hubschrauberführerkabine

Vor dem Einsteigen in die Kabine ist zu kontrollieren:

  • daß sich keine Fremdkörper in der Kabine befinden,
  • daß die Kabinenverglasung unversehrt und sauber ist,
  • daß sich die rechte und linke Tür der Hubschrauberführerkabine gut öffnen und schließen lassen,
  • die Stellung und der einwandfreie Zustand aller Bedienteile (alle Sicherungsschalter und Schalter auf "Aus", Sicherungseinrichtungen an den Knöpfen und Schaltern, Sicherungsschalter zum Einschalten des Hydrauliksystems auf "Ein", Hebel zur getrennten Triebwerksteuerung in der Neutralstellung eingerastet, Gassteigungehebel in der untersten Stellung, Drehgasgriff nach links gedreht),
  • der einwandfreie Zustand der Anschnallgurte und die Einstellung der Sitze.

Nach dem Einsteigen in die Kabine sind folgende Handlungen erforderlich:

  • Die Sitze einstellen und den Fallschirm und die Befestigungsgurte anlegen.
  • Den Karabinerhaken des Geräts KAP-3 (PPK-4) an die Öse am Sitz einhaken (Verlängerung so anordnen, daß sie nicht in den Gassteigungehebel oder in die Hebel zur getrennten Triebwerksteuerung geraten kann).
  • Den Sitz entsprechend der Körpergröße einstellen (bei Notwendigkeit den Hubschraubertechniker (Bordtechniker) anweisen, die Pedale der Fußsteuerung einzustellen).
  • Die Funktion der Steuerorgane (Steuerknüppel, Gassteigungshebel, Pedale) im vollen Ausschlagbereich kontrollieren.
  • Die Funktion der Verriegelung der Tür des Laderaumes kontrollieren und den Griff in die Stellung "Gesichert" ("Geschlossen") stellen [wie soll das gehen, wenn man angeschnallt in der Maschine sitzt? - Berechtigte Frage von V.L.]
  • Die Dichtheit und Funktion des Fahrwerkbremssystems kontrollieren (nach dem Ziehen der Fahrwerkbremse und dem Anliegen eines Bremsdruckes von 21,5...24 kp/cm2 darf kein Geräusch von ausströmender Luft zu hören sein; nach dem Lösen der Fahrwerkbremse darf kein Restdruck in den Fahrwerkbremsen verbleiben).
  • Die Kopfhaube an die Bordsprechanlage anschließen.
  • Die Unversehrtheit der Geräte durch eine äußere Durchsicht kontrollieren.
  • Die genaue Zeit einstellen und die Borduhr aufziehen.
  • Die Zeiger des barometrischen Höhenmessers auf "0" stellen und die Übereinstimmung der Anzeige der Luftdruckskale mit dem faktischen Druck am Flugplatz kontrollieren.
  • Die Funktion der Hebel zur getrennten Triebwerksteuerung und ihre leichte Gängigkeit überprüfen.
  • Die Gängigkeit des Gassteigungehebels sowie die Funktion der Arretierung und des Drehgases kontrollieren.
  • Das Vorhandensein der Signalpistole und der Signalpatronen an Bord des Hubschraubers kontrollieren.
  • Die Spannung der Bordakkus folgendermaßen kontrollieren:
    • Der Schalter "Bordakku - Außenbord'" auf der mittlerer. Schalttafel auf "Bordakku'" stellen.
    • Den Schalter des Voltmeters "Bordakku - Generatoren, links echts" auf "Bordakku" stellen.
    • Auf der rechten Schalttafel den Sicherungsschalter des Umformers PT-125 einschalten.
    • Den Schalter "Umformer - 36 V - Generator" auf der mittleren Schalttafel auf "Umformer" stellen.
    • Die Schalter "FR-100" (Rollscheinwerfer) und "DD-3" (Kabinenventilator) einschalten.
    • Durch aufeinanderfolgendes Drücken der Knöpfe "Messen der Spannung - Akku - links, rechts" die Spannung jeder Bordakku-Batterie prüfen; sie muß mindestens 24 V betragen.
  • Die Betankung des Hubschraubers entsprechend der Anzeige des Vorratsmessers überprüfen.
  • Die Verbraucher abstellen. Dazu die Schalter "FR-100", "DW-3" und "PT-125" in die Stellung "Aus" und die Schalter "Umformer - 36 V - Generator" und "Bordakku - Außenbord" in die neutrale Stellung schalten.
  • Das Kommando zum Anschließen der Außenbordspannungsquelle geben und ihre Spannung folgendermaßen kontrollieren:
    • Den Schalter "Bordakku - Außenbord" auf "Außenbord" stellen.
    • Den Sicherungsschalter "PT-125" einschalten.
    • Den Schalter "Umformer - 36 V - Generator" auf "Umformer" stellen.
    • Die Schalter "FR-100" und MW-3" einschalten.
    • Den Schalter des Voltmeters auf "Akkumulator" stellen,
    • Die Spannung der Außenbordspannungsquelle kontrollieren; sie muß 27,5 ... 29,5 V betragen.
  • Die Funktion der Lampen der Leuchtfelder folgendermaßen kontrollieren:
    An der rechten Schalttafel den Sicherungsschalter "Kontrolle der Leuchtfelder" und am mittleren Teil der vorderen Schalttafel den Schalter "Oberprüfung der Signallampen" einschalten. Dabei müssen die Signallampen aufleuchten. Anschließend den Schalter "Oberprüfung der Signallampen" und den Sicherungsschalter "Kontrolle der Signallampen" ausschalten.
  • Die Funktion der Schmierstoffstandsignalisation durch Drücken des Kontrollknopfes überprüfen.
  • Die Funktion des Feuerlöschsystems folgendermaßen kontrollieren:
    • Bei eingeschalteter Spannung den Schalter "Feuerlöschsystem" auf "Kontrolle" schalten.
    • Den Hubschraubertechniker (Bordtechniker) anweisen, nacheinander die Knöpfe in der Funkluke zu drücken.
    • Beim Drücken dieser Knöpfe kontrollieren, daß folgende Leuchtfelder aufleuchten: "Ventil geöffnet", "Linkes (rechtes) Triebwerk", "Getrieberaum".
    • Nach Beendigung der Oberprüfung den Schalter "Feuerlöschsystem" auf "Ein" stellen.
  • Den Sicherungsschalter "SPU" einschalten und die Bordsprechanlage überprüfen.
  • Die Funktion des Funkhöhenmessers RW-3 und des Funkkompasses ARK-9 folgendermaßen kontrollieren:
    • An der rechten Schalttafel die Sicherungsschalter "P0-250" und "Automatische Umschaltung der Spannungsquellen" einschalten,
    • den Umschalter "115 V" auf der mittleren Schalttafel auf "Umformer" stellen und den Sicherungsschalter des Funkhöhenmessers an der linken Schalttafel sowie den Schalter am Gerätebrett einschalten,
    • Nach 1...2 min schlägt der Zeiger des Funkhöhenmessers bis zum Anschlag nach rechts aus und geht dann mit einer Genauigkeit von +0,5 m auf null zurück.
    • Den Schalter der zu signalisierenden Höhe auf "K" und danach in die Stellung, die der jeweiligen Warnhöhe entspricht, stellen. Dabei muß im Kopfhörer im Verlaufe von 3 ... 10 s ein ununterbrochenes Signal anliegen und die optische Anzeige aufleuchten.
    • An der linken Schalttafel den Sicherungsschalter "ARK-9" einschalten, den Schalter an der SPU-Schalttafel auf "RK-1" und den Betriebsartenschalter auf "Funk" stellen.
    • An der Schalttafel des ARK-9 den Funkkompaß durch Verstellen des Betriebsartenschalters aus der Stellung "Aus" in die Stellung "Kompaß" einschalten; dabei muß die Skalenbeleuchtung aufleuchten.
    • Anhand der angezeigten Kurswinkel und durch Abhören der Signale der Funkfeuer die Funktion und den Zustand des Funkkompasses kontrollieren.
    • Nach der Überprüfung des Funkhöhenmessers und des Funkkompasses sind alle Sicherungsschalter und Schalter in die Ausgangsstellung zu stellen.
  • Die UKW-Funkstation folgendermaßen kontrollieren
    • An der linken Schalttafel den Sicherungsschalter "UKW" einschalten.
    • Den Umschalter an der SPU-Schalttafel auf "UKR" stellen,
    • Den Betriebsartenschalter auf "Funk" stellen und die Kontrollverbindung zum SKP aufnehmen,
  • Die Funktion der künstlichen Horizonte folgendermaßen kontrollieren:
    Nicht früher als 2 ... 3 min nach dem Einschalten des Umformers PT-125 und dem Verstellen des Schalters "Umformer - 36 V - Generator" auf "Umformer" die künstlichen Horizonte entarretieren. Dabei müssen die Flugzeugsilhouetten eine stabile Lage einnehmen. Durch Drehen des Knopfes am künstlichen Horizont kontrollieren, daß das System zur Veränderung der Horizontlinie funktioniert.
  • Den Kreiselkompaß überprüfen. Dazu den Abstimmknopf drücken. Dabei muß sich der Kompaß auf den Magnetkurs einstellen und seine Anzeige muß mit der Anzeige des Kompasses KI-13 (unter Berücksichtigung der Deviation) übereinstimmen.
  • Am Hubschrauber Mi-2 mit Doppelsteuerung die Funktion des Systems zum Imitieren des Ausfalls des künstlichen Horizonts des linken Hubschrauberführers und des Kompasses GIK-1 durch aufeinanderfolgendes Einschalten der Schalter "WK-15" an der Schalttafel des rechten Hubschrauberführers überprüfen.
  • Bei Außentemperaturen von +5 oC und niedriger sowie bei Schneefall die Funktion der Staurohrheizung folgendermaßen überprüfen:
    • Den Sicherungsschalter "Staurohrheizung" an der rechten Schalttafel einschalten.
    • Den Hubschraubertechniker (Bordtechniker) anweisen die Funktion der Heizung mit der Hand zu überprüfen bzw. bei Vorhandensein der elektrischen Kontrolle durch Betätigen des Kontrollknopfes die Funktion zu überprüfen.
    • Nach der Meldung des Hubschraubertechnikers (Bordtechnikers) die Heizung ausschalten.

Anmerkung:

  • Die Überprüfung der elektrischen Geräte und Aggregate hat unter normalen Bedingungen bei angeschlossener Außenbordspannungsquelle zu erfolgen.
  • Sind keine Bodenfunkstellen vorhanden, ist die Betriebsbereitschaft der UKW-Funkstation durch Selbstabhören in der Betriebsart "Senden" und anhand der Geräusche in der Betriebsart "Empfang" zu kontrollieren.

3.3. Vorbereitung zum Anlassen der Triebwerke

Zur Vorbereitung des Anlassers der Triebwerke sind folgende Handlungen erforderlich:

  • Nach dem Herstellen der Funkverbindung zum SKP (GS) die Erlaubnis zum Anlassen der Triebwerke einholen.
  • Die Funkstation abschalten.
  • Die Tragschraubenbremse lösen und den Bremshebel der Tragschraube bis zum Anschlag nach unten drücken.
  • Die Bremsen der Hauptfahrwerkräder anziehen.
  • Die Längs- und Seitentrimmer so einstellen, daß kein Steuerdruck bei der Standschwebe auftritt, Bei normaler Lastigkeit müssen die Trimmer um 0,5 ... 1 Teilstrich nach hinten und 0,5 ... 1 Teilstrich nach rechts gestellt sein,
  • Kontrollieren, daß der Gassteigungshebel am unteren Anschlag steht und der Drehgasgriff bis zum Anschlag nach links gedreht ist, daß die Hebel zur getrennten Triebwerksteuerung in der Neutralstellung eingerastet sind, daß die Stopphähne in der unteren Stellung (geschlossen) stehen und daß die Umformer P0-250 und PT-125 ausgeschaltet sind.
  • Die Sicherungsschalter zum Anlassen der Triebwerke, der Oberwachungsgeräte der Triebwerke und des Getriebes, des Hydrauliksystems, des Feuerlöschsystems, der Kraftstoffförderpumpen Nr. 1 und 2, der Signaltafeln,des Wechselstromgenerators und des Umformers P0-250 sowie den Sicherungsschalter "Automatische Umschaltung der Spannungsquellen" einschalten.

    Anmerkung:

    Bei niedrigen Außentemperaturen muß das Vorwärmen der Antriebsaggregate kontrolliert werden. Dazu ist an den Anzeigegeräten die Schmierstofftemperatur des Hauptgetriebes, die nicht unter -25 °C liegen darf, und die Schmierstofftemperatur des Triebwerks, die nicht unter -40 °C liegen darf, zu überprüfen.

  • Kontrollieren, daß der Schalter des Feuerlöschsystems an der Schalttafel des Systems eingeschaltet ist.
  • Die Kraftstofförderpumpe Nr.2 einschalten. Dazu den Schalter "Automatische Umschaltung der Pumpen - Dublierendes Einschalten der Pumpe Nr. 2" auf "Automatische Umschaltung der Pumpen" stellen. Dabei muß das Leuchtfeld "Pumpe Nr. 2" aufleuchten. Den Knopf "Einschalten Pumpe Nr. 1" drücken. Dabei muß das Leuchtfeld "Pumpe Nr. 1" aufleuchten und das Leuchtfeld "Pumpe Nr. 2" erlöschen.
  • Beide Brandhähne öffnen und den Umformer PO-250 einschalten.

Es ist verboten, die Brandhähne vor dem Einschalten der Förderpumpen zu öffnen!

3.4. Anlassen der Triebwerke

3.4.1. Allgemeine Festlegungen

Die Triebwerke sind nur vom Hubschrauberführer anzulassen.

Für die Reihenfolge des Anlassens der Triebwerke gilt folgende Festlegung: Das Anlassen hat so zu erfolgen, daß die Anlaßvorgänge zum Anlassen des ersten Triebwerks auf beide Triebwerke gleichmäßig verteilt werden und daß das dem Wind abgewandte Triebwerk als erstes angelassen wird. Beim Anlassen der Triebwerke mehrerer Hubschrauber muß der Hubschrauberführer genau die Reihenfolge des Anlassens der Triebwerke seines Hubschraubers kennen, die so festgelegt wird, daß der Luftstrom der Tragschraube des eigenen Hubschraubers nicht auf den nächsten anzulassenden Hubschrauber einwirkt.

Das Anlassen der Triebwerke ist gestattet bei Wind von vorn mit Geschwindigkeiten bis 15 m/s und bei Seitenwind mit Geschwindigkeiten bis 5 m/s. Bei Wind von hinten ist das Anlassen der Triebwerke verboten.

In Ausnahmefällen kann das Anlassen bei Rückenwind mit Geschwindigkeiten unter 5 m/s erfolgen, wenn ein Drehen des Hubschraubers nicht möglich ist. Die Hauptmethode des Anlassens ist das Anlassen mit einer Außenbordspannungsquelle (SG-1, AG-2). Der Probelauf ist mit beiden Triebwerken durchzuführen. Besteht die Notwendigkeit, nur ein Triebwerk ih den Leistungsstufen zu überprüfen, ist das zweite Triebwerk auf einen Drehzahlbereich der Verdichterturbine von 65 ... 70 % einzustellen. Bei Außenlufttemperaturen unter 0 °C ist zum Gewährleisten der erforderlichen Schmierstofftemperatur im Hauptgetriebe eine längere Warmlaufzeit erforderlich. Dazu ist das Anlassen beider Triebwerke möglichst von einer Außenbordspannungsquelle, in Ausnahmefällen vom Bordakku, durchzuführen. Bei beiden Spannungsquellen ist das 2. Triebwerk nicht vom Generator des laufenden Triebwerks anzulassen.

3.4.2. Anlassen der Triebwerke mit einer Außenbordspannungsquelle

Bild 3/2a: Probelauf mit Anlassen beider Triebwerke von Außenbord oder Akku. Das nicht zu prüfende Triebwerk muss mit einer VT-Drehzahl von 65...70% laufen! Bild 3/2b: Probelauf mit Anlassen des zweiten Triebwerks vom Generator des ersten Triebwerks. Das nicht zu prüfende Triebwerk muss mit einer VT-Drehzahl von 65...70% laufen! Bild 3/3: Maximale Temperatur vor der Turbine während des Anlassens in Abhängigkeit von der Lufttemperatur am Triebwerkseingang.Zum Anlassen der Triebwerke sind folgende Handlungen erforderlich:

  • Das Kommando: "Schrauben/ Triebwerke frei!" geben.
  • Den Schalter "Bordakku - Außenbord" auf "Außenbord", den Schalter "Durchdrehen - Anlassen" auf "Anlassen" und den Schalter "Links - Rechts" auf das anzulassende Triebwerk stellen.
  • Nach Erhalt der Meldung "Schrauben sind frei!" den Anlaßknopf des anzulassenden Triebwerks 2 ... 3 s drücken, die Stoppuhr betätigen und den Stopphahn des anzulassenden Triebwerks öffnen. Das Triebwerk muß spätestens 30 s nach dem Drücken des Anlaßknopfes die Leerlaufdrehzahl erreichen.
  • Während des Anlaßvorgangs die Gastemperatur vor der Verdichterturbine, die die Werte entsprechend dem Nomogramm auf Bild 3/3 nicht überschreiten darf, sowie den Schmierstoffdruck im Triebwerk und im Hauptgetriebe kontrollieren. 
  • Nach dem Erreichen der Leerlaufdrehzahl die Arbeitsparameter des Triebwerks und des Hauptgetriebes kontrollieren. Es müssen folgende Werte angezeigt werden: Drehzahl der Verdichterturbine 57 ± 3 %, Gastemperatur vor der Turbine maximal 790 °C, Schmierstoffdruck im Triebwerk mindestens 1,5 kp/cm2, Schmierstoffdruck im Hauptgetriebe mindestens 1,2 kp/cm2.
  • Den Schalter "Links - Rechts" zum Anlassen des 2. Triebwerks umschalten, den Anlaßknopf drücken, die Stoppuhr betätigen und das 2. Triebwerk analog dem ersten anlassen. Nachdem das 2. Triebwerk die Leerlaufdrehzahl erreicht hat, muß die Drehzahl der Tragschraube 50 ± 10 % betragen.
  • Die Generatoren beider Triebwerke einschalten.
  • Den Schalter "Bordakku - Außenbord" auf "Bordakku" stellen und den Schalter "Netz auf Akku" auf "Aus" stellen.
  • Das Kommando zum Trennen der Außenbordspannungsquelle geben.
  • Alle Funk-, Flugüberwachungs- und Navigationsgeräte, die für die Durchführung des Fluges notwendig sind, einschalten und ihre Funktion überprüfen.

Das Anlassen des Triebwerks ist durch Schließen des Stopphahns und gleichzeitiges Drücken des Knopfes "Unterbrechen des Anlassens" in folgenden Fällen zu unterbrechen:

  • beim Ansteigen der Gastemperatur vor der Verdichterturbine über die Werte entsprechend dem Nomogramm auf Bild 3/3,
  • bei fehlender Anzeige des Schmierstoffdrucks im Triebwerk und im Hauptgetriebe,
  • beim Ansprechen der Schmierstoffstandsignalisation,
  • bei Unterbrechung des Ansteigens der Drehzahl der Verdichterturbine (Hängenbleiben der Drehzahl),
  • beim Austritt von Kraftstoff oder Schmierstoff aus dem Triebwerk oder Hauptgetriebe,
  • beim Auftreten von Fremdgeräuschen im Triebwerk, im Hauptgetriebe oder in der Kraftübertragung,
  • beim Auftreten von Rauch oder Fremdgeruch,
  • bei Erhalt des Kommandos zum Unterbrechen des Anlaßvorgangs,
  • bei sich verstärkenden Schwingungen des Hubschraubers.

Ein Anlaßversuch darf erst wiederholt werden, wenn die Ursachen für das Nichtanlassen ermittelt und beseitiqt wurden!

Von der Außenbordspannungsquelle sind nur fünf aufeinanderfolgende Anlaßvorgänge, davon die ersten zwei ohne Pause und die folqenden mit einer Pause zwischen den Anlaßvorgänqen von mindestens 3 min, gestattet. Nach fünf Anlaßvorgänqen müssen der Startergenerator und die Zündspule vollständiq abkühlen (mindestens 30 min)!

Es ist verboten, das Triebwerk länger als 20 min mit der Leerlaufdrehzahl laufen zu lassen!

Es ist verboten, ein Triebwerk mit defekten Triebwerküberwachungsgeräten anzulassen!

Nach einem mißlungenen Anlaßvorgang ist vor dem nächsten Anlaßvorgang das Triebwerk kalt durchzudrehen (durchzublasen)!

3.4.3. Kaltdurchdrehen des Triebwerks

Das Kaltdurchdrehen kann sowohl von der Außenbordspannungsquelle als auch von den Bordakkus zum Durchblasen der Brennkammer mit dem Ziel der Beseitigung von Kraftstoff bei mißlungenen Anlaßvorgängen bzw. zum Abkühlen des Triebwerks erfolgen.

Die Triebwerke sind kalt durchzudrehen:

  • nach einer Standzeit der Triebwerke von zwei Stunden und mehr vor jedem Anlassen,
  • nach dem Abstellen der Triebwerke, wenn diese innerhalb von 10 min nicht wieder angelassen werden,
  • nach jedem nicht gelungenen Anlaßversuch.

Zum Kaltdurchdrehen sind folgende Handlungen erforderlich:

  • Die Sicherungsschalter zum Anlassen der Triebwerke und zur Kontrolle ihrer Arbeit einschalten.
  • Den Schalter "Durchdrehen - Anlassen" auf "Durchdrehen" stellen.
  • Den Schalter "Links - Rechts" auf das durchzudrehende Triebwerk stellen.
  • Den Anlaßknopf des Triebwerks 2 ... 3 s drücken.

Die Dauer eines Zyklus beim Kaltdurchdrehen beträgt 30 s.

Beim Kaltdurchdrehen ist der Stopphahn nicht zu öffnen!

3.4.4. Anlassen der Triebwerke mit den Bordakkus

Zum Anlassen der Triebwerke sind folgende Handlungen erforderlich:

  • Das Kommando: "Schrauben/Triebwerke frei!" geben.
  • Den Schalter "Bordakku - Außenbord" auf "Bordakku", den Schalter "Durchdrehen - Anlassen"'auf "Anlassen" und den Schalter "Links - Rechts" auf das anzulassende Triebwerk stellen.
  • Nach Erhalt der Meldung "Schrauben sind frei!" den Anlaßknopf des anzulassenden Triebwerks 2 ... 3 s drücken, die Stoppuhr betätigenn und den Stopphahn des anzulassenden Triebwerks öffnen. Das Triebwerk muß spätestens 40 s nach dem Drücken des Anlaßknopfes die Leerlaufdrehzahl erreichen.
  • Nach dem Erreichen der Leerlaufdrehzahl die Arbeitsparameter des Triebwerks wie beim Anlassen von der Außenbordspannungequelle kontrollieren.
  • Den Schalter "Links - Rechte" zum Anlassen des zweiten Triebwerks umschalten, den Anlaßknopf drücken, die Stoppuhr betätigen und das zweite Triebwerk anlassen.
  • Die Arbeitsparameter des zweiten Triebwerks im Leerlauf überprüfen.
  • Die Generatoren beider Triebwerke sowie die Flugüberwachungs- und Navigationsgeräte, die zur Durchführung des Fluges notwendig sind, einschalten.

Bei nicht normalem Anlaßvorgang diesen durch Schließen des Stopphahns und nachfolgendes Drücken des Knopfes "Unterbrechen d. Anlassens" unterbrechen.

Von den Bordakkus sind ohne Nachladen nur drei aufeinanderfolgende Anlaßvorgänge mit Pausen von mindestens 3 min gestattet!

Anmerkung:

Beim Anlassen beider Triebwerke von den Bordakkus werden diese stark entladen. Deshalb sind solche Anlaßvorgänge nur bei äußerster Notwendigkeit gestattet (bei Verbandsstarts und bei taktischer Notwendigkeit). In allen anderen Fällen ist beim autonomen Anlassen (von den Bordakkus) das zweite Triebwerk mit Hilfe des Generators des laufenden Triebwerks anzulassen.

3.4.5. Anlassen des zweiten Triebwerke mit Hilfe des Generators des laufenden Triebwerks

Zum Anlassen des zweiten Triebwerks sind folgende Handlungen erforderlich:

  • Den Generator des laufenden Triebwerks einschalten und kontrollieren, daß der Schalter "Durchdrehen - Anlassen" auf "Anlassen" steht.
  • Den Schalter "Links - Rechte" auf das anzulassende Triebwerk stellen.
  • Kontrollieren, daß die Schmierstofftemperatur am Ausgang des laufenden Triebwerks mindestens +30 °C und im Hauptgetriebe mindestens +5 °C beträgt.
  • Mit dem Hebel zur getrennten Steuerung des laufenden Triebwerks eine Drehzahl der Verdichterturbine von 80 ... 85 % einstellen.
  • Den Anlaßknopf des anzulassenden Triebwerks 2 ... 3 s drücken, die Stoppuhr betätigen und den Stopphahn des anzulassenden Triebwerks öffnen. Das zweite Triebwerk muß nach spätestens 30 s angelassen sein.
  • Die Arbeitsparameter des Triebwerks im Leerlauf kontrollieren.
  • Das erste Triebwerk mit dem Hebel zur getrennten Triebwerksteuerung wieder auf Leerlauf stellen.
  • Den Generator des zweiten Triebwerks und alle Funk-, Flugüberwachungs- und Navigationsgeräte, die zur Durchführung des Fluges notwendig sind, einschalten.

3.5. Warmlaufen und Probelauf der Triebwerke

Das Warmlaufen der Triebwerke und des Hauptgetriebes ist mit der Leerlaufdrehzahl und Drehzahlen der Verdichterturbine von 57 ± 3 % durchzuführen (der Gassteigungshebel muß beim Warmlaufen am unteren Anschlag stehen, das Drehgas muß nach linke gedreht sein).

Die Triebwerke müssen nach dem Anlassen mindestens 1 min mit Leerlaufleistung arbeiten.
Beim Warmlaufen der Triebwerke sind folgende Kontrollen erforderlich:

  • Den Druck im Hydrauliksystem kontrollieren; er muß 63 ... 84 kp/cm2 betragen.
  • Das Hydrauliksystem ausschalten und kontrollieren, daß das Leuchtfeld "Ausfall des Hydrauliksystems" aufleuchtet. Den Steuerknüppel nach rechts und links ausschlagen und seine Gängigkeit kontrollieren.
  • Die Schmierstofftemperatur kontrollieren; sie muß in beiden Triebwerken mindestens +30 °C und im Hauptgetriebe mindestens +5 °C betragen.

Der Probelauf der Triebwerke hat entsprechend dem Diagramm des Bildes 3/2a bzw. 3/2b zu erfolgen.

Bild 4/1: Abhängigkeit der Verdichterturbinendrehzahl von der Lufttemperatur am Triebwerkseintritt (HBei nicht verankertem Hubschrauber ist der Probelauf der Triebwerke nacheinander durchzuführen, ohne zuzulassen, daß sich der Hubschrauber vom Boden abhebt. Beim getrennten Probelauf der Triebwerke ohne Verankerung des
Hubschraubers muß seine Masse mindestens 3300 kg betragen.Der Probelauf beider Triebwerke ohne Verankerung des Hubschraubers ist nur in der Standschwebe gestattet.

Der Probelauf ist in nachstehender Reihenfolge durchzuführen:

  • Das Drehgas gleichmäßig nach rechts drehen.
  • Den Hebel zur getrennten Steuerung des nicht zu überprüfenden Triebwerks bis zu einer Drehzahl der Verdichterturbine von 65 ... 70 % nach unten stellen.
  • Den Hebel zur getrennten Steuerung des zu überprüfenden Triebwerks nach oben ziehen, bis sich das Drehgas nach links zu drehen beginnt.
  • Das Drehgas in der äußersten rechten Stellung halten und durch Belasten der Tragschraube die Reise-, Nenn- und Startleistung des zu überprüfenden Triebwerks einstellen (mit Hilfe des Hebels zur getrennten Steuerung das nicht zu überprüfende Triebwerk auf eine Drehzahl der Verdichterturbine von 65 ... 70 % halten), das Triebwerk mit jeder Leistungsstufe 10 ... 15 s arbeiten lassen und die konstante Drehzahl der Verdichterturbine sowie die Arbeitsparameter des Triebwerks und des Hauptgetriebes überprüfen. Die Arbeitsparameter müssen den in Tabelle 3/1 angegebenen Werten entsprechen.
  • Den Gassteigungshebel bis zum Anschlag nach unten stellen und kontrollieren, daß das Drehgas in der äußersten rechten Stellung steht.
  • Den Hebel zur getrennten Steuerung des zu überprüfenden Triebwerks bis zum Anschlag nach unten stellen.
  • Den Hebel zur getrennten Steuerung des nicht überprüften Triebwerks nach oben ziehen, bis das Drehgas beginnt, sich nach links zu drehen.
  • Das zweite Triebwerk in der oben angeführten Reihenfolge überprüfen.
  • In folgenden Fällen sind die Triebwerke beim Probelauf durch Schließen der Stopphähne abzustellen:
    • beim Ansprechen der Schmierstoffstandsignalisation,
    • beim Absinken des Schmierstoffdruckes in den Triebwerken oder im Hauptqetriebe unter den zulässigen Wert,
    • beim Ansteigen der Gastemperatur vor der Verdichterturbine über den zulässigen Wert,
    • beim Austritt von Kraft- oder Schmierstoff,
    • bei starker Flammenbildung an den Abgasrohren,
    • beim Auftreten unnormaler Schwingunqen der Triebwerke,
    • bei Fremdgeräuschen im Triebwerk oder in der Kraftübertragung,
    • beim plötzlichen Abfallen oder Ansteigen der Drehzahl der Verdichterturbine,
    • beim Erhalt eines Befehls zum Abstellen der Triebwerke!
  • Den Gassteigungshebel bis zum Anschlag nach unten stellen und die Hebel zur getrennten Triebwerksteuerung in die Neutralstellung einrasten lassen.
  • Das Drehgas bis zum Anschlag nach links drehen und an den Geräten kontrollieren, daß beide Triebwerke mit Leerlaufleistung arbeiten.
  • Die Drehzahl der Verdichterturbinen auf 82 % einstellen und durch aufeinanderfolgendes Ausschalten der Generatoren am Voltmeter die Spannung beider Generatoren überprüfen; sie muß 28,5 + 1 V betragen.
  • Die parallele Arbeit der Generatoren überprüfen und kontrollieren, daß bei Zuschaltung aller für die Durchführung des Fluges notwendigen Verbraucher der Unterschied in der
    Anzeige beider Amperemeter nicht mehr als 10 ... 20 A beträgt.
  • An der rechten Schalttafel oen Sicherungsschalter der Erregerwicklung des Wechselstromgenerators "Generator - Steuerung - Erreger" einschalten und mit dem Voltmeter die Spannung messen. Sie muß etwa 208 V betragen (bei Notwendigkeit mit dem Spannungsregler die Spannung bis zum Normalwert einregeln).
Triebwerksparameter beim Probelauf
ParameterLeistungsstufeLeerlauf
StartleistungNennleistungReiseleistung I
DrehzahlVerdichterturbine abhängig von der Außentemperatur 57±3%
Tragschraube 79±1% 82±1% max.84%
Schmierstofftemperatur (°C) 30...150 -40...150
Schmierstoffdruck (kp/cm2) 3±0.5 min. 1.5
Gastemperatur max. (°C) 940 860 840 790

3.6. Abstellen der Triebwerke

Die Triebwerke können einzeln oder gemeinsam abgestellt werden.

Das Abstellen ist in nachstehender Reihenfolge durchzuführen:

  • Nach der Überprüfung der Triebwerke, des Getriebes und der Systeme des Hubschraubers die Energieverbraucher mit Ausnahme der Geräte zur Überwachung der' Triebwerke und desHauptgetriebes sowie des Peuerlösch- und Hydrauliksystems ausschalten.
  • Das Drehgas bis zum Anschlag nach links drehen und das Triebwerk im Leerlauf 1 ... 2 min (im Winter 2 ...4 [später geändert auf 2...4 min - TH.]) abkühlen lassen.
  • Den Steuerknüppel um einen Teilstrich nach hinten trimmen und den Stopphahn schließen (beim Auslauf überprüfen, daß keine Fremdgeräusche im Triebwerk auftreten), die Stoppuhr betätigen und die Auslaufzeit der Verdichterturbine messen, die mindestens 25 s betragen muß.
  • Nach dem Auslaufen der Triebwerke die Brandhähne schließen und die Kraftstofförderpumpen ausschalten.
  • Vor dem Verlassen der Kabine die Tragschraubenbremse anziehen, die Sicherungsschalter aller Verbraucher ausschalten und die Spannungsquelle abschalten.

Es ist verboten, bei Seitenwind von rechts mit einer Geschwindixkeit über 3 m/s die Tragschraube mit der Tragschraubenbremse zu bremsen!

Anmerkung:
Beim unbeabsichtigten Abstellen des Triebwerks durch Schließen des Brandhahns muß die weitere Nutzung des Triebwerks durch einen Vertreter des Herstellerwerks festgelegt werden.

3.7. Kaltanlassen

Das Kaltanlassen wird durchgeführt zum Überprüfen der beim Anlaßvorgang in Funktion tretenden Systeme und zum Bestimmen der Drehzahl zum Durchdrehen der Verdichterturbine mit dem Starter von der entsprechenden Spannungsquelle sowie beim Konservieren und Entkonservieren des Triebwerks.

Das Kaltanlassen erfolgt in der gleichen Reihenfolge wie das normale Anlassen, nur ohne Zünden des Kraftstoffes, und kann durchgeführt werden

  • bei der Konversierung und Entkonservierung des Triebwerks sowie beim Überprüfen der Arbeit der Systeme, die beim Anlaßvorgang in Funktion treten, mit Öffnen des Stopphahns,
  • beim Bestimmen der Drehzahl zum Durchdrehen der Verdichterturbine mit dem Starter von der entsprechenden Spannungsquelle, beim Überprüfen der Funktion der Zündkerze der Anlaßzündspule und beim Durchblasen des Triebwerks nach der Entkonservierung mit geschlossenem Stopphahn.

Beim Kaltanlassen mit geöffnetem Stopphahn muß das Kabel zur Anlaßzündepule abgeklemmt werden (Abklemmen der Schwachstromleitung des Zündaggregats).

Die Dauer eines Anlaßzyklus beim Kaltanlassen ist die gleiche wie beim normalen Anlassen.

Anmerkung:

Nach einem Kaltanlassen mit geöffnetem Stopphahn ist ein Kaltdurchdrehen laut Abschnitt 3.4.3. durchzuführen.